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Deathnaming & Falsche Pronomen – Zwei Wege, Transpersonen in den Wahnsinn zu treiben

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Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Leben unbeliebt zu machen. Man kann laut TikToks im Bus abspielen, mitten im Supermarkt stehen bleiben oder Menschen ungefragt mit den Händen ins Gesicht fassen. Oder man kann Transpersonen mit falschen Pronomen und alten Namen ansprechen.

Heute gibt’s eine kleine Reise durch zwei Klassiker der Ignoranz:

  • Falsche Pronomen – für alle, die es nicht schaffen, sich ein simples „er“ oder „ihn“ zu merken.
  • Deathnaming – für die Spezialisten, die denken, ein Name wäre sowas wie ein angeborenes Mal, das man nie wieder loswird.

Und natürlich: Was das mit einem macht, wenn es ständig passiert.


Teil 1: Falsche Pronomen – Ein Schlag in die Magengrube, unsichtbar für Außenstehende

Fehlende Akzeptanz kann viele Formen haben. Mal ist es offenes Transfeindlichkeits-Geplapper, mal ein unsicheres „Ich komm da einfach nicht mit klar…“, aber das tägliche Gift sind falsche Pronomen.

Manchmal passiert es aus Schusseligkeit, manchmal aus Faulheit, und manchmal aus blanker Ignoranz. Egal warum – es ändert nichts daran, dass es sich anfühlt, als würde man mir die Identität aus der Hand schlagen.

Wie fühlt sich das an?

  • Du hast dich Jahre lang damit abgekämpft, deine Identität zu finden. Dann kommt jemand und negiert sie mit einem einzigen Wort.
  • Du kannst dich noch so sehr anstrengen – tiefer sprechen, Bart wachsen lassen, deine ganze Präsenz verändern – ein einziges „sie“ macht das alles in Sekunden zunichte.
  • Dein Kopf dreht sich plötzlich im Kreis: „Sehen sie mich nicht? Bin ich nicht überzeugend genug? War alles umsonst?“

Und nein, das ist kein „Mimimi, die armen Transleute“.
Das ist eine ungewollte Identitätskrise in Echtzeit.

Und da kann ich noch so gut drauf sein – einmal mit „sie“ angesprochen werden, und der restliche Tag ist im Arsch.

„Ich meine das doch nicht böse…“

Ja, und?
Ich hab auch noch nie jemanden aus Versehen in den Bauch geboxt und dann gesagt: „War nicht böse gemeint!“
Das ändert nichts daran, dass es wehtut.

„Es war nur ein Versehen!“

Einmal? Klar, passiert.
Zweimal? Okay.
Aber wenn’s nach sechs Monaten immer noch regelmäßig vorkommt, dann ist das keine Schusseligkeit mehr, sondern Nachlässigkeit.

Wenn jemand sich ernsthaft Mühe gibt, dann merkt man das. Aber wenn ich mir Mühe gebe, mich nicht mehr zu entschuldigen, wenn ich rülpse, kannst du dir Mühe geben, „er“ zu sagen.

Das falsche Pronomen in der Öffentlichkeit

Jetzt bin ich nicht unbedingt der Typ, der nach dem Motto „Bloß nicht auffallen“ lebt – aber trotzdem gibt’s Situationen, in denen ich keinen Bock habe, wieder zum Diskussionsthema zu werden.

Und dann kommt jemand und wirft mitten in die Runde ein fettes „SIE“ oder „IHRE“.

Und nein, ich bin nicht peinlich berührt, weil es ein „Outing-Moment“ ist – sondern weil es so wirkt, als müsste ich mich rechtfertigen.

Als müsste ich jetzt in die Runde rufen:

„Äh, Leute, nein, Moment, ich bin ein Mann! Ich wurde nur gerade verbal ins Mittelalter geprügelt.“

Und dann gibt’s diese zwei Sekunden, in denen die Umstehenden nicht wissen, ob sie fragen sollen, ob das ein Witz war oder ob sie mich einfach ignorieren sollen.

Das sind die zwei Sekunden, in denen man innerlich einfach nur alles hinschmeißen will.


Teil 2: Deathnaming – Oder: Warum manche Leute einfach nicht umdenken wollen

Ein Name ist ein verdammter Name. Menschen ändern Namen.
Heiraten. Lassen sich scheiden. Nehmen Künstlernamen an.

Aber wenn’s um Transpersonen geht, dann plötzlich:
„Aaaaber ich kenne dich doch seit Jahren als …!“

Ja, und?

Früher hieß meine Lieblingsschokolade „Raider“ und heute „Twix“, und trotzdem schafft es jeder Vollidiot, das zu akzeptieren.

„Ich kann mich einfach nicht umgewöhnen…“

Schon klar. Deshalb kannst du den Namen des letzten Castingshow-Gewinners auswendig, aber bei mir wird’s plötzlich zum Marathonlauf fürs Gehirn.

„Es ist doch nur ein Name…“

Gut. Dann sag ihn halt richtig.
Denn wenn’s „nur ein Name“ ist, dann sollte es doch kein Problem sein, sich an den richtigen zu halten.

Was macht Deathnaming mit einem?

  • Es macht dich wütend. Weil du genau weißt, dass es nichts kostet, den neuen Namen zu benutzen.
  • Es verunsichert dich. Weil es dich zwingt, dich wieder mit etwas zu identifizieren, das du längst hinter dir gelassen hast.
  • Es signalisiert: „Für mich bist du immer noch die alte Version.“ Und das ist nicht nur ein Schlag in die Fresse – das ist ein verbales „Fick dich“ an meine gesamte Identität.

Wie geht man damit um, wenn man’s verkackt?

Hier ist die goldene Regel:

Versehentlich falsches Pronomen oder Deadname benutzt? Korrigier dich einfach und mach weiter.

Das ist alles. Kein peinliches Rumgestottere, keine Ausreden, kein „Uuups, ich meine natürliiiich…!“ – einfach kurz korrigieren und weitermachen.

Denn das zeigt: Ich sehe dich. Ich nehme das ernst. Und ich lerne daraus.


Fazit: Dein Respekt kostet nichts – Aber er kann alles verändern

Es geht nicht darum, perfekt zu sein.
Es geht darum, sich Mühe zu geben.

Und für dich ist es vielleicht „nur ein Wort“.
Aber für mich ist es mein Leben.

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