Ein Gastbeitrag – sarkastisch eingeleitet von einem, der selbst schon genug mit dem Gesetz (also mit Ärzten) zu tun hat
Ein paar Worte von mir
Nein, ich bin’s diesmal nicht. Ich hatte weder die Energie noch die kriminelle Motivation, nachts mit einem Bobbycar auszurücken. Diese kleine literarische Meisterleistung stammt von meiner besten Freundin, die meinte: „Du musst das veröffentlichen, sonst platze ich.“ Und ich – schwach und gutgläubig, wie ich eben bin – hab’s getan.
Zur Story selbst sag ich nur so viel: Es geht um Rufus. Rufus ist vier, entschlossen und vermutlich der Einzige, der mit seinem Berufswunsch „Bankräuber“ wirklich Durchhaltevermögen beweist – inklusive Seil, Rollen und strategischer Weitsicht.
Und für alle, die sich jetzt fragen, wann ich selbst wieder zum Schreiben komme: Falls meine Kraft nicht komplett im chemischen Sumpf versickert, erwartet euch demnächst ein neuer Eintrag aus der Rubrik „Caynes Gehirn auf Abwegen“. Die Cannabissaft-Chroniken kriegen Nachwuchs. Der Vater? Mutmaßlich Cayne. Der Humor? Verhaltensgestört wie immer.
Die Geschichte vom jüngsten Bankräuber der Welt
Es war einmal ein kleiner Junge, der Rufus hieß. Rufus war 4 Jahre alt und hatte in diesem Alter schon eine ganz klare Vorstellung davon, was er denn mal beruflich machen wollte. Allerdings unterschied sich sein Berufswunsch sehr von denen seiner Kindergartengruppe. Da wollte einer Feuerwehrmann werden, der andere Fußballer. Tierarzt und Polizist waren genauso vertreten wie Prinzessin oder der Kaiser von China.
Der kleine Rufus hatte da an etwas ganz anderes gedacht, er wollte unbedingt Bankräuber werden.
„Bankräuber?“, wollte die Erzieherin wissen und lachte dazu.
„Ja, und dann werde ich reich und berühmt.“
„Mein lieber Rufus, das ist doch kein schöner Beruf. Da kommt man für ins Gefängnis, da willst du doch nicht hin. Oder?“
Rufus dachte über den Einwand der Erzieherin nach und beschloss, das Thema Bankräuber an diesem Abend mit seinen Eltern zu diskutieren.
Als der Junge dann später an diesem Tage von seinem Vater abgeholt wurde, kam er diesem schon aufgeregt entgegen.
„Papa, ich werde Bankräuber!“
Dem Vater, einem angesehenen Bankdirektor, gefiel der Berufswunsch seines Sohnes so überhaupt nicht.
„Mein Sohn, jetzt ist es aber genug. Jetzt gehen wir erstmal etwas essen, und deinen absurden Berufswunsch vergisst du besser ganz schnell. Meine Bank ist nämlich gut gegen Bankräuber gerüstet. Da klingelt dann ganz laut die Alarmanlage, und die Polizei ist dann ganz schnell da und nimmt dich mit. Weißt du? Außerdem hast du noch ein paar Jahre Zeit. Mach dir da mal Gedanken drüber, wenn du groß bist.“
Der Kleine dachte bei sich: „Ich bin schon groß.“
Aber er wollte nicht, dass sein Vater am Ende noch böse auf ihn war. Darum beschloss er, seine Bankräuberpläne mit sich selbst auszumachen.
Als die Mutter ihn an diesem Abend ins Bett brachte, war der kleine Rufus sehr still. Die Frau dachte sich nicht viel dabei, und streichelte ihrem Sohn zum Abschied nochmal über den Kopf. Doch der Junge hatte beim Abendessen einen Entschluss gefasst: Er würde es seinem Vater beweisen, dass er schon groß war. Und das Märchen mit der Alarmanlage und der Polizei glaubte er ihm auch nicht.
Heute Nacht würde er es ihm zeigen, dass er ein richtiger Bankräuber war.
Der Junge hatte einen Plan gefasst. Als er sicher war, dass seine Eltern tief und fest schliefen, zog er sich seine Sportsachen an, die seine Mutter ihm schon für den nächsten Morgen bereitgelegt hatte. Schließlich wollte er als Bankräuber ja gut vorbereitet sein.
Auf leisen Sohlen schlich er sich aus dem Haus, schnappte sich den Schlüsselbund aus dem Blumentopf neben der Haustür und machte sich auf den Weg zur Garage. Dort hatte er sein Bobbycar abgestellt, das ihm als Fluchtfahrzeug dienen sollte.
Das quietschbunte Gefährt stand neben Papas Gerümpelschrank, in dem Werkzeuge wie Bolzenschneider, Sägen aller Art und auch seine Fallschirmausrüstung aufbewahrt wurden.
Rufus war aufgeregt. Das Bobbycar rumpelte über die Straßen, und vor Aufregung drückte er dann und wann auf die Hupe.
Das Bobbycar hatte ihm sein Onkel geschenkt, der Buchhalter war. Unter einem Buchhalter stellte sich Rufus jemanden vor, der den ganzen Tag nur Bücher festhielt. Ein ziemlich langweiliger Beruf. Wieso war sein Onkel nicht auch Bankräuber geworden?
Vor einem Gebäude angekommen, öffnete er ein kleines Fach an der Rückseite des Bobbycars und entnahm ein drei Meter langes Seil. Er wickelte es sich um den Bauch, kletterte über das Tor und zog die „Bank“ seines Begehrens – eine tatsächliche Sitzbank vor dem Kindergarten – mit sich.
Nach ein paar Metern schleifender Tortur saß Rufus erschöpft auf der Bank und dachte nach. Dann flitzte er zurück zur Garage, holte ein paar Rollen vom Bürostuhl aus dem Tresor (!) seines Vaters, befestigte sie mit Klebeband an der Bank – und siehe da: rollender Fortschritt.
Zu Hause angekommen war er zufrieden mit seinem Bankraub.
Er beschloss, seinem Onkel davon zu erzählen – in der Hoffnung, dass der seinen öden Buchhalterjob aufgab, um künftig mit ihm auf Bankräubertour zu gehen.
Ende. Oder: Der Einstieg in eine kriminelle Karriere mit 4 Jahren.
PS: Ich übernehme keine Verantwortung für Nachahmer. Auch nicht, wenn sie Seil, Bobbycar und Möbeltransporterlizenz besitzen.