Warum ich hier so einen Quatsch verzapfe
Na, weil Cayne (ja, der Typ, der mir sonst immer den Kopf vollquatscht) irgendwann meinte: „Deine nächste Story soll von Holzbein Sam handeln, der gegen Wurstfinger Fred und Affenface Alf kämpft – und der Gewinner darf die 90 Jahre alte Puffmutter ins Nasenloch rammen.“ Und ich? Ich dachte mir: „Warum nicht?“ Der Humor war einfach zu krank, und weil Cayne das Ganze mit einem schelmischen Grinsen hingeworfen hat, dachte ich: „Das muss ich ernst nehmen! So einen Quatsch kann man nicht einfach ignorieren!“
Also hab ich mich hingesetzt, derweil Cayne wahrscheinlich noch dachte, ich würde es nicht durchziehen. **Spoiler: Ich habe es durchgezogen.** Und wie er so schön sagte, sollte es nur ein bis zwei Seiten lang werden. Und da wir ja alle wissen, dass Trash manchmal einfach in einem Rutsch raus muss, ist es nun das geworden, was es ist. Wenn es euch gefällt, kann’s ja noch eine Fortsetzung geben. Wenn nicht, liegt’s an Cayne – der hat die Schuld. Also, viel Spass mit diesem durchgeknallten Unsinn!
Die Cannabissaft-Chroniken, Akt 1: Wo und wie alles schiefging
Die „Rote Ritze“ war nie ein Ort für gute Entscheidungen. Seit das Methlabor nebenan in die Luft geflogen ist, läuft der Laden besser denn je. Der Schutt liegt noch auf der Strasse, die Feuerwehr hat längst aufgegeben, und wir haben eine neue Stammkundschaft: Leute, die nicht mehr wissen, ob ihre Haut brennt, weil sie drauf sind oder weil wirklich was brennt.
Ich steh wie immer hinterm Tresen, polier ein Glas mit einem alten Unterhemd, als die Tür krachend aufgestossen wird. Holzbein Sam stakst rein – halb Mensch, halb Absage vom Arbeitsamt. Sein Holzbein ist mit Isolierband geflickt, sein Gesicht ist zerfurcht wie der Arsch einer Bulldogge. Auf seiner Schulter sitzt ein zerrupfter Papagei mit starrem Blick und dem Vokabular eines Bordellkellners. „SCHWANZLUTSCHER VORNE LINKS!“, schreit der Vogel. Niemand widerspricht.
Dann schiebt sich Wurstfinger Fred durch die Tür – wobei „schieben“ nicht stimmt. Der Mann ist ein Fleischhaufen mit hörbarer Atemwegserkrankung. Seine Finger? So dick, dass sie eigene Schatten werfen. Er versucht, sich eine Zigarette anzuzünden, aber seine Wurstpranken zerdrücken jedes Feuerzeug wie Butter. Stattdessen leckt er einfach an einem glühenden Toaster, den er dabei aus der Jacke zieht. Ich sag nix. Ich hab schon Schlimmeres gesehen.
Und dann – wie aus einem Albtraum mit Pilzinfektion – kommt Affenface Alf. Wenn Bakterien wählen dürften, hätten sie ihn nicht in ihrer Gang. Der Typ ist hässlich auf molekularer Ebene. Sein Gesicht sieht aus, als hätte ein Gott betrunken versucht, ’ne Kartoffel zu modellieren, und dann aufgegeben. Alf grinst, sabbert, hebt die Hand zum Gruss – und verliert dabei spontan ein Stück Zahnfleisch. Willkommen zurück, Alf.
Doch er ist nicht allein. Stattdessen tapst ein sabbernder, breitbrüstiger Bulldoggenrüde mit fleckigem Fell, fauligem Atem und exakt demselben Gesichtsausdruck wie sein Herrchen – nur irgendwie intelligenter, an seiner Seite herein. Die Ähnlichkeit ist so verstörend, dass zwei Gäste am Nebentisch instinktiv anfangen zu beten.
„Das is Klaus“, sagt Alf stolz. „Mein Bruder im Geiste.“
Klaus glotzt kurz Sam an, dann Alf – dann setzt er sich demonstrativ direkt vor Fred, sabbert auf dessen Schuhe und presst sich langsam, aber bestimmt gegen sein Bein. Sein Schwanz ist steil in die Luft gereckt und der Blick wirkt verliebt. Fred zuckt zusammen.
„Ey… will der Hund mich ficken?“
„Vielleicht“, sagt Alf und streichelt sich gedankenverloren über den Bauchnabel. „Oder er will einfach nur Liebe. Is schwer zu sagen bei Klaus.“
Hinterm Tresen wird’s still. Denn da schiebt sie sich durch den Rauch: Mama Kugel. Puffmutter, Pestherd, Legende. Ihre Titten trägt sie wie zwei Abrissbirnen vor sich her – zwei Medizinbälle, die aus dem Sportunterricht der Hölle stammen, und aussehen, als hätte man sie mit Eiter aufgepumpt. Sie raucht irgendwas zwischen Zigarre und Ofenanzünder, blinzelt mit einem Auge, das mehr Eiter als Glanz hat, und sagt mit krächzender Stimme: „Der Saft ist da. Wer säuft, der fickt. Aber vorsicht – ich bin mehr Krankheit als Mensch.“
Und das ist keine Übertreibung. Mama Kugel ist die biologische Antwort auf das Buch der Offenbarung. In ihrem Körper brodelt eine medizinische Sammlung der Krankheiten, die in jedem Krankenhaus zur Evakuierung führen würde:
- Syphilis
- Tripper (Gonorrhö)
- Chlamydien
- Hepatitis A, B, C und was auch immer D sein mag
- Genitalherpes
- Feigwarzen
- Mykoplasmen-Infektion
- Donovanose (fleischfressend und romantisch blutig)
- Trichomonaden
- Wabbelpest (selbsterfunden, aber absolut tödlich auf feuchtem Boden oder in einer dreckigen Kneipe)
- Urschleim 7 – eine muffige Mischung aus Fusspilz, Lusttropfen und Laub
- Französische Froschmilz (vermutlich ein Mythos, aber sie hats trotzdem)
- Morbus Hopsasa (ein virusartiger Taktfehler im Nervensystem)
- und irgendwas, das die WHO einfach nur „die Kugel-Variante“ nennt
Sie schnalzt mit der Zunge, ein goldener Zahn springt aus ihrem Gebiss und klirrt auf dem Boden. Aus ihrem linken Nasenloch tropft was Gelbes. „Wer in mich eindringt, verlässt mich nicht unmarkiert“, zischt sie. „Aber ihr Schweine… ihr wollt’s doch sowieso.“
Und sie haben nur Augen für die Gallone. Keine billige Plastikflasche, kein gammeliger Kübel – nein. Die legendäre Gallone Cannabissaft steht auf einem Turm aus laminierten Pornoheften der frühen Achtziger, schimmert wie flüssiger Smaragd und dampft ganz leicht. Es heisst, der Saft sei von einem ehemaligen Schamanen mit ADHD gebraut worden, irgendwo in den Schweizer Alpen. Wer davon trinkt, spürt entweder das Universum – oder kotzt sich die Lunge raus und sieht Gott nackt im Tanga.
Sam zieht ein stumpfes Taschenmesser. Fred knackt mit den Knöcheln. Alf reisst sich das Shirt vom Leib und schreit. Klaus bellt rhythmisch dazu. Ich dreh das Licht runter. Der Kampf beginnt gleich.
Die Cannabissaft-Chroniken, Akt 2: Der Flummi des Verderbens
Das Licht ist gedämpft. Mama Kugel hustet Blut in ein Aschenbecher-Weizenglas und kräht: „Nur einer von euch nimmt die Gallone. Der Rest darf meine Fusspflege gratis übernehmen – mit der Zunge.“
Sam knackt bedrohlich mit den Knien, Fred kratzt sich am Bauchnabel (aus dem dichter Rauch aufsteigt), und Alf rennt brüllend im Kreis, während Klaus, der Bulldoggenrüde, sich schnaufend an Fred schmiegt – nicht einfach nur verliebt, sondern förmlich in seinen Arsch kriechend. Fred versucht ihn abzuschütteln, aber Klaus bleibt dran wie ein sabbernder Schatten mit Liebeskummer.
Ich werde Zeuge der ersten Disziplin: „Roll dich würdevoll“. Mama Kugel ruft: „ALLE MÜssEN KUGELN!“
Sam wirft sich auf den Boden und rollt wie ein angeschossener Donut durchs Lokal. Sein Holzbein bohrt sich in einen Spielautomaten, der daraufhin einen Jackpot ausspuckt. Fred versucht es ebenfalls – aber durch seine Wurstfinger und den erhöhten Fettgehalt bleibt er zwischen den Tischen stecken und wippt wie ein unentschlossener Pudding. Alf kugelt einfach über ihn hinweg, reisst dabei die hintere Hälfte von Freds Hose ab und wird mit Beifall von Klaus belohnt.
Disziplin zwei lautet: „Wer kann am geilsten mit den Ohren wackeln?“
Niemand gewinnt. Alle verlieren. Sogar ich. Selbst die Fliegen geben verzweifelt auf.
Dann holt Alf den Flummi raus – niemand weiss, woher er den plötzlich hat. Wahrscheinlich hat er ihn seit drei Jahren in der Unterhose ausgebrütet. Der Flummi ist bunt, leicht verformt und pulsiert, als hätte er eine eigene Agenda.
„Das ist der göttliche Flummstein!“, brüllt Alf und schleudert ihn quer durch den Raum. Der Flummi trifft Freds Stirn – pling! – und prallt ab wie ein ausserirdisches Geschoss, bohrt sich durch einen Barhocker, schlägt eine Neonröhre aus der Decke und landet… direkt zwischen Mama Kugels Brüsten, wo er langsam verschwindet.
„Na super“, röchelt Sam. „Jetzt lebt der da.“
Klaus nutzt die Ablenkung und geht wieder auf Fred los – diesmal mit Schnaufen, Liebe und Spucke. Fred rutscht auf einer Lache aus Sabber aus, knallt mit dem Kopf gegen den Pornoheft-Turm, der wackelt, aber standhält. Die Gallone schwankt. Spannung pur.
In dem Moment nutzt Sam die Gelegenheit und versucht, sich an das Podest zu schleichen – aber Alf springt auf seinen Rücken, schreit „YEEHAW, DU PENNER!“ und reisst dem Papagei fast die Flügel aus, der vor lauter Schreck „KACKLAPPEN KACKLAPPEN!“ ruft und in eine Jukebox scheisst.
Fred schnaubt, steht auf, hebt Klaus hoch wie ein Kuscheltier und wirft ihn (ungewollt liebevoll) gegen Alf. Die Bulldogge trifft ihn genau im Gesicht. Alf taumelt zurück, direkt unter Mama Kugels offenstehenden Umhang. Nur sein linker Fuss schaut noch darunter hervor. Er ist zwischen ihren Monsterhupen verschwunden, genau so wie der arme Flummi.
Stille.
Dann: „Ich glaub, ich hab grad was gelernt.“ – Alf klingt verändert.
Ein feuchtes Schmatzen ertönt – dann wird Alf plötzlich wieder freigegeben, schlüpfrig, dampfend, und mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er gleichzeitig gebetet, gejodelt und eine fremde Steuererklärung verstanden. Er liegt kurz röchelnd auf dem Boden, blinzelt in Richtung der Deckenleuchte – und steht dann einfach wieder auf, als wäre nichts gewesen.
Der Kampf tobt weiter. Es gibt keine Regeln mehr. Nur noch Stöhnen, Fluchen, Schwitzen, und irgendwo spielt jemand mit einer rostigen Gabel auf leeren Flaschen die Melodie von „Alle meine Entchen“.
Und mittendrin: die Gallone. Unberührt. Leuchtend. Das Zentrum aller Begierde.
Noch.
Die Cannabissaft-Chroniken, Akt 3: Nasenloch, Schwarze Magie und der letzte Zug
Sam steht Alf gegenüber, fuchtelt mit seinem Taschenmesser, sein Holzbein klopft hektisch auf dem Boden wie ein nervöses Metronom. Aber Alf zögert nicht. Er schnappt sich eine nasse Klopapierrolle vom Tresen – durchweicht mit Asche, Senf und dem, was ich nur als Tamponreste bezeichnen kann – und feuert sie Sam mitten ins Gesicht.
Ein dumpfer Klatsch. Sam taumelt und blinzelt durch Ekel und Zellstoff. Dann rutscht er auf einem Chicken-Wing-Knochen aus, schlägt mit dem Hinterkopf gegen den Kühlschrank und bleibt liegen. Das war’s. Aus. Ende. Sein Holzbein wackelt noch. Der Rest nicht mehr.
Fred hebt gerade noch den Kopf, taumelt, will was sagen – da kommt Klaus. Ohne Vorwarnung. Ohne Rücksicht. Er nimmt Anlauf, senkt den Kopf wie ein kleiner fleischiger Rammbock und verschwindet – also wirklich, verschwindet – mit dem ganzen vorderen Körper in Freds Arschfalte. Einfach weg. Fred kreischt, kippt nach vorn und erstarrt in einer Mischung aus Ekstase und Schock. Ich hör ein leises Schmatzen. Dann nix mehr.
Alf steht jetzt ganz oben auf dem Pornoheft-Turm. Verschwitzt, zitternd, aber lebendig wie nie. Er schaut sich kurz um, als müsste er überprüfen, ob das hier wirklich passiert – dann grinst er. Und ich seh’s in seinen Augen: Der Typ hat gerade das Leben gefickt, und jetzt ist er bereit fürs Nasenloch.
Er greift zur Gallone. Die heilige, grünlich schimmernde, immer noch dampfende Cannabissuppe, die das alles ausgelöst hat.
Er nimmt einen einzigen Schluck. Einen monumentalen. Ich hör’s gluckern bis hierhin. Dann stellt er sie vorsichtig zurück auf den Turm, wie ein Priester den Kelch auf den Altar. Er schaut sie nochmal an, nickt – und dann bleibt er stehen. Regungslos.
Seine Pupillen werden gross. Sein Rücken biegt sich durch wie ein Plastiklöffel in der Mikrowelle. Ein Grinsen zeigt sich auf seinem Gesicht, das keiner versteht. Und in genau diesem Moment setzt die alte Jukebox von ganz allein ein. Knacken. Brummen. Und dann:
„Paint It Black“.
Langsam. Laut. Wie eine Offenbarung in Moll.
Und dann seh ich’s. Alf stellt sich vor sie, sabbernd, zuckend. Mama Kugel öffnet den Umhang. Kein Zögern mehr, nur der reale Wahnsinn einer 90-Jährigen Puffmutter.
Er packt ihr Gesicht mit beiden Händen – die Daumen auf den schlaffen Wangen, die Finger tief im fettigen Grau ihrer Haare. Sie glotzt ihn an, ein Auge zuckt, das andere tränt. Er zielt mit seinem Lörris. Keine Metapher. Er zielt.
Und dann stösst er zu. Mit der Hüfte. Mit aller Wucht. Direkt ins linke Nasenloch. Kein Vorspiel, kein Gleitmittel. Nur pure Überzeugung. Sein Becken knallt gegen ihre Nase wie ein Presslufthammer aus der Gosse. Ich hör’s quietschen, schleimen, knarzen. Sie röchelt, dann lacht sie. Sie lacht!
Die Jukebox spielt Paint It Black. Und Alf, der alte Hurensohn, hat den Takt drauf. Jeder Stoss sitzt. Ich seh, wie seine Zehen sich krallen, wie sein Gesicht glüht. Er stöhnt wie ein Gott auf Speed. Mama Kugel wimmert. Es tropft. Es zischt. Es klingt wie ein perverses Meerschweinchenorchester in der Waschanlage.
Und während das alles passiert – ich schwör’s auf meine letzte Leberzelle – steht einfach einer der Stammgäste auf, der mit dem Glubschauge und dem Teufelstattoo am Ohr, sagt kein Wort, holt sich den Servierwagen aus der Küche, stellt einen rumstehenden „Gloryhole-Set“-Karton drauf, öffnet ein paar Kabelbinder mit den Zähnen und beginnt seelenruhig, die Gallone zu verladen. Ganz langsam. Als wär das hier sein normaler Mittwochabend.
Alf kommt in diesem Moment. Und zwar so laut, dass zwei Gläser am Tresen zerspringen. Er brüllt wie ein Kriegsdrache auf Extasy. Seine Knie geben nach, sein Becken zittert – dann hängt er vornüber, keuchend, sabbernd, glücklich. Kugel flüstert ihm etwas ins Ohr. Ich hör nur „Danke“ und „Nimm den Flummi mit“.
Einen Moment lang ist alles still. Dann rollt der Wagen, von Klaus gezogen, los.
Darauf der durchweichte Pappkarton mit der Aufschrift „Gloryhole-Set“ – mit Edding, Sperma und auf einem halbverbrannten Kassenzettel geschrieben.
Im Karton:
die angebrochene Gallone Cannabissaft,
ein halbvoller Aschenbecher,
ein vollgewichstes Kondom,
zwei aufgeplatzte Senftütchen,
ein Tamponbändel
und ein Hähnchenschenkel mit Bissspuren.
Der Karton ist mit Kabelbindern und einem alten BH am Wagen fixiert. Klaus’ Hinterbeine ragen noch aus Freds Hintern und wedeln stolz. Der Rest des Hundes? versenkt.
Ich schütte mir einen Kurzen ein. Kippe ihn runter. Und sag laut: „Ich hab nie was gesehen.“
Aber ich weiss:
Ich werd’s nie wieder los.