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Was wäre, wenn ich in die Hölle komme? – Ein Gedankenexperiment

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Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn es nach dem Tod tatsächlich weitergeht. Nicht im Sinne von Wiedergeburt oder irgendeiner spirituellen Erleuchtung, sondern ganz klassisch nach alter Mythologie: Himmel oder Hölle.

Nehmen wir mal an, ich komme in die Hölle.

Nicht, weil ich ein schlechter Mensch bin – sondern weil irgendeine himmlische Bürokratie beschlossen hat, dass meine Akte zu kompliziert ist und sie mich einfach abgelehnt haben. Oder weil die ganzen alten, grimmigen Heiligen oben in den Wolken meinen, ich passe nicht so ganz ins Konzept.

Denn seien wir ehrlich:

  • 🏳️‍⚧ Trans? Da raucht vermutlich noch irgendein himmlischer Sachbearbeiterschädel über den Akten.
  • 🏳️‍🌈 Schwul? Oh je, bestimmt ist das Fegefeuer schon mal vorgeheizt.
  • 👀 Weitsichtig, aber nur auf Distanz? Vielleicht hätte ich vorher mal „den Durchblick“ zeigen sollen.
  • 🖤 Tätowiert, gepierct, schwarzes Leder, Metal-Fan? Nope, das strahlt zu viel „Höllen-Flair“ aus.

Die Entscheidung ist also gefallen. Ich gehöre nicht zu den Harfenspielern. Mein Ticket ist gelöst – direkt runter in die Unterwelt.

Aber wie genau würde das ablaufen? Ist die Hölle das, was man aus alten Geschichten kennt? Oder ist sie viel schlimmer – auf eine total unerwartete Weise?


Willkommen in der Hölle – Der Realitätsschock

Ich öffne die Augen und erwarte eine Feuersbrunst, eine Horde schadenfroher Dämonen, vielleicht ein paar qualvoll schreiende Seelen, die an rostigen Rasselketten hängen. Doch stattdessen… stehe ich in einer Warteschlange.

Ein riesiges Schild über mir:

🔥 „Höllisches Einwohnermeldeamt – Bitte ziehen Sie eine Nummer.“ 🔥

Na toll. Selbst nach dem Tod entkomme ich der Bürokratie nicht.

Ich greife nach der Nummer: 666-273.

Vor mir ruft ein gelangweilter Dämon ins Mikro:

„Nummer 666-91 für Abteilung ‚Ewiges Fegefeuer‘, bitte vortreten.“

Es dauert ein paar Sekunden, bis mir klar wird, was das bedeutet:
Ich bin nicht in der brennenden Verdammnis. Ich bin in etwas Schlimmerem.

Ich bin in einer höllischen Verwaltungsbehörde. Und ich habe eine hohe Nummer.

Das kann ja was werden…


Die Hölle hat ein Nummernsystem – und ich habe verloren

Ich lasse den Blick durch den riesigen Warteraum schweifen. Er ist ein einziges Labyrinth aus Plastikstühlen, schmuddeligen Fußböden und Dämonen mit gelangweilten Gesichtern. Keine Feuerseen. Keine Ketten. Kein Teufel mit Dreizack.

Stattdessen: Bürokratie. Und ich bin nur eine Nummer im System.

Irgendwann – nach einer Zeitspanne, die sich wie eine Mischung aus einer Warteschleife der Deutschen Bahn und einem Zahnarzttermin anfühlt – ruft man endlich meine Nummer auf. 666-273.

Ich springe auf und eile zum Schalter. Vor mir sitzt ein müder Dämon in einem zerknitterten Hemd, der aussieht, als hätte er sein letztes bisschen Lebenswillen irgendwann in den 80ern verloren.

„Name?“
„Filip Riehl.“
„Geburtsdatum?“
Ich nenne es.

Er tippt auf einer klapprigen Tastatur herum. Der Bildschirm ruckelt, piept und friert dann ein. Er flucht.

„Ugh. Sonderfall.“

Ich: „Sonderfall?“
Er hebt eine Augenbraue.

„Trans, schwul, tätowiert, sarkastisch – zu viele inkompatible Tags im System. Unsere Software wurde zuletzt aktualisiert, als noch Hexenverbrennungen und die Pest neueste Mode waren.“

Ich: „Ja, und was heißt das jetzt?“
Er klappt ein staubiges Buch auf, blättert ewig herum.

„Ah, da haben wir’s. Sie kommen in die ‚Personalisierte Verdammnis‘. Folgen Sie mir.“

Ich: „Klingt nach Scheiße.“
Er: „Oh, das ist es auch.“


Personalisierte Verdammnis – Die Hölle hat mich erwartet

Der Dämon führt mich durch einen düsteren Gang. Es riecht nach alten Computern, verbranntem Toast und der Verzweiflung all jener, die vor mir hier durchmussten.

Schließlich bleiben wir vor einer Tür stehen. Über ihr hängt ein rostiges Schild:

„Riehl, Filip – Individuelle Strafe Stufe 6.“

Der Dämon schiebt die Tür auf, tritt beiseite und deutet auf den Raum.

„Willkommen. Hier bleiben Sie… für immer.“

Ich trete hinein – und mein persönlicher Albtraum beginnt.


Der Soundtrack des Grauens

Es beginnt sanft, fast harmlos. Eine freundliche Melodie.

Dann – der Drop.

🔥 HELENE FISCHER. TECHNO-REMIX. 🔥

Ich taumle rückwärts. „NEIN! NICHT DAS! ICH NEHME ALLES ZURÜCK!“

Der Dämon lehnt sich entspannt gegen die Tür. „Oh, keine Sorge. Nach 30 Minuten kommt Andrea Berg. Dann Roland Kaiser. Und dann der absolute Höhepunkt: DJ Ötzi in Dauerschleife.“

Ich will mir die Ohren zuhalten, aber es bringt nichts. Der Sound ist allgegenwärtig. Je mehr ich mich dagegen wehre, desto lauter wird er.


Das Outfit der ultimativen Schmach

Vor mir steht ein Kleiderständer mit meiner „Uniform“.

  • 🔥 Ein quietschrosa Rüschenkleid mit Glitzerherzen.
  • 🔥 Weiße Netzstrümpfe mit Spitzenrand.
  • 🔥 Und das Schlimmste: pinke Stöckelschuhe.

Ich blicke den Dämon an. „Das ist ein verdammtes Barbie-Kleid!“
Er zuckt mit den Schultern. „Sie sind schwul und wir arbeiten mit Klischees. Die Hölle wird noch mit Windows 95 betrieben.“

Ich will protestieren. Ich will es ablehnen. Aber ich kann nicht und darf wohl auch nicht, zumindest wenn ich nicht das ewige Fegefeuer erleiden möchte, wobei, das wäre besser als das hier..

Ich ziehe das Kleid an – und sofort setzt die Qual ein.

  • 🔥 Der Stoff juckt wie ein mit Glassplittern gefülltes Ballett-Tutu.
  • 🔥 Der enge Kragen drückt auf meine Luftröhre.
  • 🔥 Die Netzstrümpfe sind mit einem unaushaltbaren Juckreiz verflucht.
  • 🔥 Und die Stöckelschuhe? JEDER VERDAMMTE SCHRITT IST EIN SPIESSRUTENLAUF.

Ich taumle, stolpere, meine Füße hassen mich. Aber ich kann diese verdammten Botten nicht ausziehen.

Der Dämon mustert mich zufrieden. „Perfekt. Jetzt sind Sie bereit für den Rest.“


Das Buffet der Verzweiflung

Ein Tisch erscheint in der Mitte des Raumes.

  • 🔥 Oliven.
  • 🔥 Camembert-Käse, der seit einer Woche in der Sonne gelegen hat.
  • 🔥 Radieschen – dick geschnitten, stinkend nach ihrem reudigen Geschmack.

Ich will mich abwenden, aber mein Magen knurrt. Ich greife nach einer Olive. Der Geschmack trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich schnappe nach Luft, greife nach einem Glas Wasser. Es gibt keins.

Der Dämon lehnt sich zufrieden an den Türrahmen. „Durst ist Teil der Erfahrung.“


Das Sofa des Grauens

Ich taumle, meine Füße brennen in den Stöckelschuhen. Ich lasse mich auf ein Sofa fallen. Vielleicht kann ich mich einfach still einrollen.

Dann geht die Tür auf.

  • 🔥 Ein AfD-Politiker setzt sich neben mich. „Früher gab es diesen ganzen Gender-Wahn nicht.“
  • 🔥 Ein Mitarbeiter der deutschen Bahn setzt sich mir gegenüber in einen sessel und zaubert aus dem nichts ein Mikrofon hervor. „Sehr geehrte Passagiere, Ihr geplanter Ausstieg aus der Hölle verspätet sich auf unbestimmte Zeit.“
  • 🔥 Ein verschwitzter Typ mit einem 90er-Männer-Ratgeber grinst mich an. „Als richtiger Mann würdest du doch verstehen, dass Frauen auf Dominanz stehen.“

Ich flehe den Dämon an. „BITTE! SCHICKT MICH INS FEGEFEUER!“

Er lehnt sich zurück. „Personalisierte Strafe. Keine Stornierung.“


Der ultimative Foltermechanismus

Ich denke, es kann nicht schlimmer werden.

Dann geht ein Bildschirm an.

Er war vorher nicht da. Oder ich habe ihn verdrängt. Doch jetzt flackert er hell auf, direkt in die Wand eingelassen, groß genug, dass ich ihn unmöglich ignorieren kann.

Ich versuche, den Blick abzuwenden – doch sobald ich die Augen schließe, spielt der Film einfach in meinem Kopf weiter. Ich kann nicht entkommen.

Auf dem Bildschirm erscheint das Titelbild:

🔥 Twilight – Die komplette Saga 🔥

Ich reiße die Augen auf. „Nein. NEIN! BITTE NICHT!“

Doch es beginnt. Bella betritt Forks, ihre Stimme aus dem Off klingt, als hätte sie jeglichen Lebenswillen bereits in der ersten Szene aufgegeben. Ich zucke zusammen.

Dann taucht Edward auf. Er funkelt. Ich würge.

„Ich bin gefährlich“, haucht er.

„NEIN, BIST DU NICHT!“ schreie ich den Bildschirm an. „DU GLITZERST WIE ‚NE FUCKING DISCO-KUGEL! DU BIST EIN VERDAMMTER FEENELF, KEIN VAMPIR!“

Der Dämon neben mir lacht. **LACHT.**

Ich drehe mich zu ihm um. **Er hat sich mit einer Schüssel Popcorn neben mich aufs Sofa gesetzt.**

„Ach, Twilight ist doch herrlich“, schwärmt er und wirft sich eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Eine romantische Liebesgeschichte, ein bisschen düstere Atmosphäre… was hast du denn?“

Ich blicke ihn entsetzt an. „Er ist ein Vampir! Wo sind die Blutspritzer? Wo ist die Bedrohung? WO IST DIE VERDAMMTE HORRORÄSTHETIK UND DIE BRUTAL ZERHACKTE LEICHE EINER JUNGFRAU?!“

Der Dämon winkt ab. „Ach, das muss doch nicht immer so brutal sein. Ich finde das toll. Siehst du? Bella gibt alles für die Liebe auf, Edward stalkt sie mit Hingabe – ist doch schön, wenn man für jemanden brennt.“

Ich: „Für jemanden brennt?! ER SOLLTE IN DER SONNE VERBREN-… ach, vergiss es.“

Doch es wird schlimmer. **Die Baseballszene kommt.**

„Ich liebe dieses Spiel“, flüstert Jasper mit leerem Blick.

Ich spüre, wie meine Seele sich langsam auflöst. Ich drehe mich zum Dämon. „Warum? WARUM FREUST DU DICH DARÜBER?!“

Er grinst. **„Weil das hier die Hölle ist, und du leidest.“**

Ich winde mich auf dem Sofa. Ich kann mich nicht wehren. Ich bin verdammt dazu, ALLE Teile anzusehen. Die unerträgliche Liebesgeschichte. Das emotionslose Schauspiel. Die absolute Entzauberung der ganzen Vampirmythologie.

Doch gerade, als ich denke, es könnte nicht schlimmer werden, passiert es.

🔥 Fifty Shades of Grey – Der komplette Marathon 🔥

Ich ersticke fast an einem Schrei.

„Anastasia, du musst mir vertrauen.“

Ich zucke zusammen. „Oh nein. Oh bitte nicht.“

Doch es geht los. Christian Grey taucht auf, mit seinem milliardenschweren Psychopathen-Charme, und ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht.

„Ich habe eine besondere Art von Lebensstil.“

„NEIN, DU HAST KEINEN STIL!“ schreie ich.

Ich sehe die Verträge. Ich sehe die erzwungene Einwilligung. **Ich sehe BDSM, wie es nie hätte dargestellt werden dürfen.**

Dann passiert das Unvermeidliche. **Die Enthüllung seines ach so dunklen Geheimnisses.**

„Ich hatte eine schwere Kindheit“, sagt Christian.

Ich rolle mit den Augen. „Ja, schön. Manche Leute auch, und die benutzen trotzdem keine Peitschen, um sich auszuheulen.“

„Deshalb brauche ich das…“

Ich reiße die Arme hoch. „Halt, STOP! BDSM ist KEIN TRAUMABEARBEITUNGSMITTEL! BDSM ist kein ‚Ich hatte ne beschissene Kindheit, also misshandle ich jetzt andere‘! BDSM basiert auf KONSENS, VERTRAUEN, GEGENSEITIGER FREUDE! Und NICHT darauf, dass irgendein kaputter Milliardär denkt, er kann sich sein Trauma mit Handschellen aus dem Kopf prügeln!“

Ich blicke zum Dämon. Aber er sitzt nicht mehr da.

Sein Popcornbecher liegt auf dem Boden, umgekippt. Der Platz neben mir ist leer.

Der Dämon, der sich über Twilight AMÜSIERT hat, hat sich bei Fifty Shades of Grey einfach verpisst.

Doch es ist noch nicht vorbei.

Der Bildschirm flackert.

🔥 Fifty Shades Darker – Die Verlobung 🔥

Ich will schreien. **Die „Heilung“ beginnt.**

Anastasia lächelt. Christian ist geläutert. Weil sie ihn liebt. **Denn Liebe kann alles heilen.**

„NEIN! NEIN, NEIN, NEIN! BDSM BRAUCHT KEINE HEILUNG! BDSM IST KEINE VERDAMMTE KRANKHEIT, IHR VOLLIDIOTEN!“

Christian kniet nieder. Er hält einen Ring in der Hand.

„Willst du mich heiraten?“

Ich japse nach Luft. Mein Verstand setzt aus.

Ich blicke zur Tür. **Ich muss hier raus. Ich muss weg.**

Ich springe auf und renne zur Tür. Ich hämmere dagegen. „LASS MICH RAUS! ICH NEHME ALLES ZURÜCK! ICH NEHME DAS EWIGE FEGEFEUER! ICH NEHME FOLTER! ICH NEHME ALLES!“

Nichts passiert.

Ich drehe mich um. Der Bildschirm ist überdimensional groß geworden.

„Liebe kann alles heilen“, flüstert Anastasia.

Ich falle auf die Knie. **„BITTE, DÄMON! GIB MIR EINE GUMMIZELLE! GIB MIR EINE ZWANGSJACKE! ICH WILL EIN INSTITUT MIT GEPOLSTERTEN WÄNDEN! BITTE LIEBER GOTT WENN DU MICH HÖRST, GIB MIR BITTE EINFACH EINE ORDENTLICHE KLAPPSMÜHLE, NICHT DIESEN BRAINFUCK HIER!!!“**

Doch nichts passiert.

Nur der Bildschirm. Die Verlobung. Die Hochzeit. Die Rettung des gebrochenen Mannes durch die reine, unschuldige Liebe einer Frau.

**Ich bin verloren.**

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