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Ich war’s nicht. Wirklich nicht. (Na gut, vielleicht ein bisschen.)

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Naika war die Hülle. Nayan ist das Echo – und die Wahrheit.

Avalon ist ein MUD – ein textbasiertes Onlinespiel. Keine Avatare. Kein Interface. Keine Lootboxen. Dafür Worte. Viele Worte. Und wer lange genug bleibt, merkt schnell: Worte können härter treffen als jeder Bossgegner.

Am Anfang wählt man seine Rasse: Zwerg, Mensch, Dunkelelf, Exxe – oder, wie ich damals: Elf. Warum? Keine Ahnung. Klang ästhetisch. Sah hübsch aus. War trotzdem falsch.

Ich hätte Dunkelelf sein können. Stand von Anfang an auf der Liste. Aber das wär zu einfach gewesen. Und ganz ehrlich – wo bleibt denn da der ambivalente Spaß?

Wie Avalon funktioniert (für Außenstehende)

Nach der Rasse kommt irgendwann die Gilde. Man tritt ihr nicht direkt bei – man wächst da rein. Wer bleibt, sucht sich seinen Weg: Barde, Magier, Dämonenkrieger – was auch immer zur eigenen Spielweise passt. Man kämpft, man streitet, löst Quests, alles halt Standard. Gibt natürlich noch mehr Gilden, die Liste istjetzt aber zu lang zum aufzählen. 😉

Was keine Gilde ist: der Adel. Der Adel ist kein Spielinhalt, sondern das Fundament. Adlige entwickeln Avalon weiter. Sie coden, betreuen, strukturieren – und sie spielen nicht aktiv. Nicht aus Langeweile, sondern weil ihre Rechte so tief ins System greifen, dass es schlicht zu mächtig wäre.

Adliger Alltag – zwischen Bugfix und Weltuntergang

Wie der Alltag eines Adligen aussieht? Meistens nicht glamourös.
Man wacht auf, öffnet den internen Kanal – und liest Zeilen wie:

  • „Der Pflanzenserver hängt.“
  • „Der Testraum friert ein – vermutlich zu viele v_items.“
  • „Die Waffe heißt nach dem Skillwechsel jetzt ‚improvisiert‘ – intended?“
  • „Warum sieht mein Charakter plötzlich aus wie eine plattgewalzte Möwe?“

Und nein, das ist keine Übertreibung. Ich hab schon Bugs gesehen, bei denen ich dachte, mein Bildschirm sei ironisch geworden.

Es beginnt dann ein stilles Chaos. Einer arbeitet mit einem Testskript, ein anderer versucht, einen Bug zu reproduzieren, der nur auftritt, wenn gleichzeitig ein Raum betreten und ein Pflanzenobjekt in den Schatten gestellt wird.
Parallel wird debattiert, ob eine Funktion aus dem Jahr 2008 noch Daseinsberechtigung hat oder ob sie nur deshalb nicht gelöscht wird, weil niemand weiß, was sie tut.

Zwischendurch gibt’s brillante Glanzmomente:

  • Ein Debug-Befehl, den keiner auf dem Schirm hatte, rettet das System.
  • Jemand vergisst, den VPN zu deaktivieren und wundert sich, warum alles hängt. (War ich natürlich niemals)
  • Und natürlich versichern am Ende alle Beteiligten in poetischer Eintracht: „Ich war’s nicht.“

Willkommen im Adel. Keine Krone. Aber jede Menge Verantwortung – und mindestens zwei laufende Logs, in denen irgendwas brennt.

Naika war nicht ich. Aber sie war nötig.

Mein erster Charakter hieß Naika. Elfe. Still, hübsch, irgendwie ätherisch – aber falsch.
Später, als es auch nach außen klar wurde, dass ich ein Transmann bin, fühlte sich Naika nur noch wie eine alte Hülle an. Löschen? Nicht erlaubt. Komplett ändern? Ebenfalls nicht.
Was blieb, war ein Hybrid: Nayan.

Heute weiß ich: Das bin ich. Auch wenn das System mich manchmal noch anders benennt – innerlich bin ich längst angekommen. Und Avalon hat mitgezogen.
Ich bin sichtbar. Auch wenn es nie vorgesehen war.

Nayan ist nicht Rolle. Nayan ist Ich.

Dunkelelf. Schwul. Adlig.
Kein RP-Konzept. Keine Maske. Keine durchgeplante Figur mit Bogen, Biografie und tragischem Ex-Liebhaber.
Sondern einfach: Ich.

Ich spiele nicht. Ich halte mit. Ich bin Teil des Codes.
Wenn du irgendwo einen Raumtext findest, der plötzlich Sinn ergibt – war vielleicht ich am Werk.
Wenn Schnuppi beim Zurücksortieren der Waren endlich wartet, bis Mobilnutzer bezahlen konnten – auch das.
Ich bin kein Spieler. Ich bin Infrastruktur mit Haltung.

Miraculix – der, der nicht wegläuft

Wir kennen uns schon lange. Mal regelmäßig, mal seltener, aber nie ganz weg.
In letzter Zeit entwickelt sich da was. Kein Tamtam. Keine Off-Topic-Gefühle. Aber vielleicht etwas, das man leise als „echten Freund“ bezeichnen könnte.
Und genau das ist vielleicht das Schönste: Da ist jemand, der bleibt. Der nicht laut ist, aber wach. Und der einfach da ist, wenn’s drauf ankommt.

Pelleas – mein Kaiser, mein Chaosfilter

Pelleas ist mein ingame-Ehemann. Und ein realer… tja, guter Freund. Wahrscheinlich. Vielleicht. Also… ja. Mit einem Augenzwinkern.
Wir schreiben mehr über WhatsApp als über Avalon. Aber Avalon war der Startpunkt. Und der Moment unserer Hochzeit ging so:

„Ich: Morgen heiraten wir.“
„Er: Ok. Wann bist du da?“
„Ich: 14 Uhr?“
„Er: Ok.“

Das war’s. Kein Feuerwerk. Kein Drama. Kein Rollenspielzirkus. Nur zwei Leute, die wussten, was sie tun, oder eben halt auch nicht.

Ob er im echten Leben mein Partner ist? Nein. Aber er ist jemand, der mir wichtig ist. Sehr sogar.
Und vielleicht ist das genug. Oder mehr als das.

Und ich? Ich bleib.

Ich bin Filip. Ich bin trans. Ich bin Nayan.
Ich hab Avalon nicht nur gespielt – ich bin mit ihm gewachsen.
Zwischen Raumtexten, Itemlisten und Skillbugs hab ich ein Zuhause gefunden. Und ein paar Menschen, die geblieben sind.

Wenn du mir dort begegnest – sprich mich an.
Ich beiße nicht.
Es sei denn, du bist ein Bug mit VItem-Schaden.

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