Da ich gerade so viele Ideen habe, folgt nun auch schon das 3. Kapitel meiner Geschichte.
Kapitel 3: Der erste Schritt in die richtige Richtung
Zwei Tage lang beschäftigte sich Melina selbst, indem sie die Meditation übte, welche ihr Antariel gezeigt hatte. Mit jedem Mal merkte sie, dass die Wut nicht mehr so leicht in ihr aufstieg. Antariel hatte die magischen Fesseln nicht erneuert, da es keinen Sinn hatte, wie sich bei der letzten Therapiestunde herausgestellt hatte. Wenn Melina nicht gerade meditierte, schlief sie meistens. Hin und wieder kam eine Krankenschwester, stellte einen Teller auf den Tisch und ging wieder. Wahrscheinlich hatte sie strikte Anweisungen des Therapeuten erhalten. Melina spürte zwar immer die Lebensenergie, doch sie schloss jedes Mal die Augen und konzentrierte sich auf eine komplizierte Rechenaufgabe. Doch dann war es endlich soweit, und die Tür ging auf. Antariel kam in den Raum und lächelte. „Wie geht es dir?“, fragte er, während er sie musterte. „Ganz gut“, antwortete Melina. „Das sehe ich. Deine dämonische Aura fühlt sich für mich etwas kontrollierter an.“ Er stellte sich vor das Mädchen und sah sie durchdringend an. „Ich möchte dich gerne etwas fragen, doch dich gleichzeitig nicht drängen. Es ist ein wichtiger Schritt, doch ich möchte ihn mit dir erst gehen, wenn du mir vollkommen vertraust. Ich würde gerne deinen Geist erforschen, um deine Magie zu verstehen. Du bist wirklich einzigartig unter den Dämonen. Damit meine ich nicht deine Wut, sondern die Fähigkeit, Lebewesen ihre Energie zu rauben. So etwas kann keiner von uns. Wir sind in der Lage, Körper von Lebewesen zu vernichten oder in ihren Geist einzudringen und ihn besetzen. Wir können uns sowohl in Dämonen als auch in Menschen verwandeln, doch du wirst diese Fähigkeit als Halbdämon niemals haben. Außerdem können wir die Magie von anderen magischen Wesen blockieren und Seelen in uns aufnehmen, um unsere Magie zu stärken. Jedoch hat es noch niemand geschafft, die magischen Fesseln mit reiner Willenskraft zu zerstören, wie du es getan hast. Wenn die Macht eines Dämons oder anderen magischen Wesens erst einmal blockiert ist, dann bleibt sie es auch. Außerdem konntest du meine Magie mühelos an dich nehmen, obwohl ich eine Barriere um meinen Geist erschaffen habe. Das lässt den Schluss zu, dass deine Magie viel stärker ist als die von gewöhnlichen Dämonen. Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, ob du mich in deinen Geist lassen willst.“ Melina dachte eine Weile nach, während Antariel geduldig wartete. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Schließlich konnte er ihren Geist vielleicht auch besetzen und ihr die Seele rauben. „Nimmst du noch Seelen in dich auf?“, fragte Melina, und der Dämon schüttelte den Kopf. „Nur noch bei Verstorbenen, um meine Magie zu stärken. Ich brauche sie bisher zwar nur selten, aber man kann nie wissen.“ Melina nickte und sah ihn fest an. „Dann werde ich dir vertrauen“, verkündete sie. Ein Lächeln huschte über Antariels Gesicht. „Schließe deine Augen und verfalle wieder in Meditation. Ich werde gleich in deinen Geist eintreten. Es kann etwas unangenehm werden, aber konzentriere dich in jedem Fall auf deine Meditation. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich Gedanken zu lesen, doch es bleibt nicht aus, wenn ich in deinem Geist nach deiner Magie suche.“ Melina schloss die Augen und begann zu meditieren, während Antariel in ihren Geist vordrang. Krampfhaft konzentrierte sich Melina auf die Meditation, doch es wollte ihr nicht wirklich gelingen. Immer wieder folgte sie der geistigen Präsenz des Therapeuten. Ihr Geist sah aus wie ein dichter Nebel, und es gab mehrere Pfade. Nach links wurde der Nebel schwarz, nach rechts grün. Nichts außer ein dickes, offenes Buch schwebte in dem Nebel. Sofort erkannte Melina, dass dies ihre Gedanken waren. Antariel ging weiter durch ihren Geist, und sie ging ihm nach. Sie bogen um eine Ecke, und der Nebel verschwand. Ein riesiges, schwarzes Loch tat sich unter ihren Füßen auf, und sie fiel. Als sie landete, stand sie in einem trostlosen Wald. Es gab weder Pflanzen noch Tiere hier, jedoch erkannte sie viele verschiedene Dämonen, welche sich in einer Burg versammelten. Antariel ging den Weg zur Burg entlang, und wieder folgte ihm Melina. „Wenn wir ihre Magie endlich spüren könnten, dann würden wir sie nutzen können, um endlich einen Riss zwischen der Hölle und der Erde zu schaffen.“ „Aber wie sollen wir das anstellen?“, fragte ein anderer Dämon. „Ich habe eine Idee. Einer von uns muss seinen Geist wieder einmal auf die Erde wandern lassen und einen Menschen in Besitz nehmen. Dieser Mensch wird dann den Rest für uns erledigen, bevor sie ihre Magie beherrscht.“ „Vergiss es“, antwortete ein Dämon, und Melina wusste sofort, dass es Kaspar war. „Sie kann die Lebensenergie eines Menschen im nu aufsaugen. Ich habe es selbst gesehen.“ Der Dämon, welcher zuerst gesprochen hatte, lachte nun. „Das mag sein, doch bei einem dämonischen Geist wird sie keine Chance haben.“ „Was macht dich da so sicher, Xandor?“, fragte Kaspar. „Weil wir den Meister in Geistesbeeinflussung ausschicken werden. Auch wenn er im Körper eines Menschen nicht sein volles Potential nutzen kann, bleiben seine geistigen Kräfte erhalten.“ Erst jetzt bemerkte Antariel, dass Melina ihm gefolgt war und zog sie einfach mit sich fort. „Was machst du da?“, fragte der Dämon verärgert. „Ich wollte sehen, was du siehst.“ Er kniff die Augen zusammen, scheinbar musste er seinen Ärger unterdrücken. „Das ist gefährlich! Wenn die Dämonen sehen, dass dein Geist dich direkt in die Heimatebene führt, können sie dich leichter aufspüren. Hast du nicht gehört, was der Dämon gesagt hat?“ Sie nickte und folgte Antariel zurück durch das schwarze Loch. Anstatt jedoch ihren Geist zu verlassen, ging er einen anderen Pfad entlang, welcher diesmal von grünem Nebel umgeben war. Auch dieser endete in einem Wald, doch dieser Wald war friedlicher. Mehrere Frauen hielten sich an den Händen und murmelten Zaubersprüche. „Was sind sie?“, fragte Melina, doch auch diesmal zog Antariel sie wieder zurück. Kurz darauf wurde sie sich wieder ihrer realen Umgebung bewusst. „Dein Geist hat scheinbar Portale in die Welt der Dämonen und die der Hexen“, murmelte Antariel. „Hexen?“, fragte Melina ungläubig. „Ich werde dir ein anderes Mal davon erzählen. Wichtig ist, dass du nun lernst, deine Magie in einen Tresor zu sperren.“ Melina nickte widerstrebend und meditierte wieder. Dann beschwor sie die Wut herauf, jedoch mit dem Ziel, sich diesmal nicht davon einnehmen zu lassen. Diesmal spürte sie auch den schwarzen Nebel. Es war so, als wären ihre Sinne nun geschärfter als vorher. Sie ließ einen Tresor erscheinen und verschloss die Magie darin. Dann konzentrierte sie sich auf den grünen Nebel. Er fühlte sich gut an, und ein Gefühl sagte ihr, dass er ihr nichts tun konnte. Also ließ sie sich kurz davon einnehmen. „Am besten, du schließt auch deine geistigen Portale“, wies Antariel sie an. Sie rannte durch ihren Geist und stellte sich am Portal zur Hölle und zum Hexenwald eine Tür vor. Diese schloss sich mit einem lauten Knall, dann verließ das Mädchen wieder ihren Geist. Müdigkeit schlug über ihr zusammen, und ihr Kopf schmerzte leicht. „Ich denke, das war genug für heute“, erklärte der Dämon. „Wage es jedoch niemals, das Portal zur Hölle wieder zu öffnen und darin herumzustöbern. Wenn du Pech hast, kann ein Dämon so in Windeseile deinen Geist übernehmen, und du würdest nicht mehr zurückkommen.“ Ein Frösteln überlief Melina, und sie nickte, bevor der Therapeut das Zimmer verließ.