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Ein Kammerspiel im Wilden Westen

Winchester City ist ein überschaubares Wild-West-Kaff im Süden von Texas, nahe der mexikanischen Grenze. Dass stille Örtchen besteht aus drei Wohnhäusern, einem Hufschmied, einem Leichenbestatter, dem Sheriff-Office und einem Saloon, der gleichzeitig der Puff ist.

Western-Klischee? Ach, woher…

Der Saloon nennt sich Nugget-Hall, weil die dummen Goldsucher hier ihr schwer erschuftetes Edelmetall gegen eine handvoll Spaß eintauschen. So ist es Brauch, so ist es Sitte, ein wenig Rauch, dann eine Titte. Und der gute Whisky, der beim Verschütten kleine Löcher in die Theke brennt, darf natürlich auch nicht fehlen.

In der Kneipe treiben sich der Trapper Tom, der Cowboy Carl und der chinesische Wäschereibesitzer Wan-Tan herum. Er gilt als Erfinder der gleichnamigen Suppe. Ein raffiniertes Kerlchen, quasi ein Wild-West-Nerd. Und kochen kann er auch gut. Nur so nebenbei erwähnt.

Die Puffmutter, pardon, ich meine die Saloon-Besitzerin, steht mitten im Raum herum, die Hände in die Taille gestemmt. Rüstig schnaubt sie, und läßt ihre schwarzen, kleinen gierigen Augen gierig durch den Raum wandern. Sie kugeln von links nach rechts und wieder zurück wie Murmeln in einem Perpetum Mobile. Natürlich hat sie kein Doppelkinn, sondern gleich zwei davon. Richtig wülstige Fettlappen – ein Vierfachkinn sozusagen. Ihre besten Tage sind gezählt, doch auch in guten Zeiten war sie nur eine 50-Cent-Mätresse. Daher hat sie das Geschäft den anderen Mädelz überlassen und das Managment übernommen. Unterhaltungsbranche der ganz besonderen Art.

Dann stehen noch drei leichtbekleidete Schlampen, pardon, Saloon-Girls herum. Sie sind unschlüssig ob es sich rentiert, Wan-Tan ein wenig anzumachen. Als Chinese hat er ja nur drei Zentimeter in der Hose, damit ist kein großer Umsatz zu machen… Tja, wenn der Neger Nick nur hier wäre.

Ist er aber nicht. Blöd gelaufen.

Die Puffmutter, die übrigens Paula heißt, macht ihren drei Angestellten erstmal ein Feuer unter dem Arsch. Fürs Rumstehen wird nicht bezahlt, die drei Vertikalarbeiterinnen sollen gefälligst Gummi geben und sich um die Gäste kümmern. Pech für Tom und Carl, die eigentlich lieber Poker spielen wollen, als ficken. Aber was die zwei wollen ist indiskutabel, wir befinden uns hier in einem Wirtschaftsunternehmen und die Kasse soll klingeln.

Paula schaltet das elektrische Klavier an. Sieht ein wenig gespenstisch aus, so ohne Pianist davor.

Kaum erklingt die Musik im Vier-Viertel-Takt, klappen die Türen des Saloons auf – und sofort wieder zu, und damit dem Goldgräber Geoffrey voll in die Fresse.

Tja – zu langsam, und wer zu langsam ist, den bestraft das Leben.

„Oida!“ brüllt Geoffrey. „Was ist den das für ein Scheiß, wer hat diese lebensgefährliche Falle durch den TÜV gelassen?!“

Sofort wird Geoffrey von allen drei Saloon-Girls umringt. Der Goldgräber kommt nämlich nur dann nach Winchester City gewandert, wenn er sein Säckchen Goldnuggets zum verspielen, verjuxen, verpulvern und verschwenden dabei hat… Und da werden diese gierigen Vötzchen natürlich gleich richtig feucht.

Eine Sprinkleranlage ist was Heiliges dagegen…

„Reg dich ab Geoffrey!“ beschwichtigt Paula die Lage. „Ein reicher Mann wie du steht doch über so einem Malheur. Gib doch erstmal eine Lokalrunde aus, um die Stimmung anzukurbeln!“

„Lokalrunde bei drei Gästen?“ entgegnet der schmuddelige Goldgräber. „Kann ich mir gerade noch leisten – aber sag mal, wo treibt sich der Sheriff, diese alte Kackbratze denn gerade herum?“

Tom mischt sich ein. „Der jagt den einäugigen Ede, weißt schon, der mit der Augenklappe links… oder rechts, weiß nicht so genau“ berichtet der Trapper.

„Ja,“ meint Carl, „weil der die Postkutsche ausgeraubt hat, und dabei sechs Leute erschossen hat. Eine Kiste voll Gold hat er erbeutet, deswegen wird er jetzt gesucht.“

„Äh, und wegen der sechs Toten nicht?“ fragt Wan-Tan.

„Nein, das waren nur Indianer und Chinesen.“

„Ach so.“ Wan-Tan nickt verständnisvoll und richtet seinen Chinesenzopf zurecht.

Derweil serviert Paula eine Runde ranzigen, gepanschten Fusel-Whisky.

„Prost!“, „Prost!“, „Prost!“, „Prost!“ raunt es durch den Saloon.

Dann röcheln alle.

Das Klavier hat die Rolle abgespielt und verstummt. Wie als ob sie auf dieses Kommando gewartet hätten, schwingen die Saloontüren wieder auf.

Jack die Bohne kommt hereingehüpft. Er ist eine mexikanische Springbohne, daher kein Wunder, dass er hüpft. Jack trägt einen Sombrero, der das dümmliche Comic-Grinsen in seinem Gesicht aber nur halb verdeckt. Dazu zwei überkreuzte Patronengurte um die Bohnenbrust, und einen Gürtel mit zwei Revolvern im Holster. Hose trägt er keine, denn Bohnen haben keinen Pint.

Scheiße in der Waschmaschine – jetzt ist Ärger angesagt.

Die Saloon-Girls verstecken sich hinter der Theke. Geoffrey versteckt heimlich sein Goldsäckchen unter seinem Wams. Wan-Tan spielt nervös an seinem Chinesenzopf un träumt von einer friedlichen Frühlingsrolle. Carl hat einen unbeteiligten Blick aufgelegt und glotzt sein leeres Whiskyglas an. Tom pfeift unschuldig und steckt sich dann genüßlich einen Fetzen Kautabak in die Schnute.

Nur die Puffmutter steht wie ein Fels in der Brandung.

„Was willst du hier, du Bohne? Dies ist eine Menschenstadt! Bohnen haben hier nichts verloren! Und mexikanische erst recht nicht, Gringo!“

„Pah!“ entgegnet Jack verächtlich. „Stadt nennst Du diese müde Ansammlung von Bretterbuden? Dass ich Euren Pisspott von Saloon überhaupt betrete, kommt einer Ehrung für Euch gleich!“

Die Puffmutter schnaubt entrüstet. „Was gibt dir das Recht, solche Reden zu schwingen, Bohne?!“

„Reicht das hier?!“ Jack schnippt der Puffmutter Paula ein 20-Dollar-Goldstück vor die Füße. „Das sollte für deinen kompletten Fusel und ein Dauerblaskonzert von deinen drei musikalischen Maiden reichen…“

„DASS ist was völlig anderes!“ Die Puffmutter bekommt noch gierigere Augen als sonst. Mit einem Wusch ist die wertvolle Münze in irgendeiner der vielen schmierigen Falten ihres Paula-Körpers verschwunden. Da kommt auch MacGyver nicht mehr ran. Auch nicht mit seinem Taschenmesser. Keine Chance.

Whisky wird serviert. Diesmal nicht im Glas sondern flaschenweise. Das Klavier wird erneut gestartet, Carl setzt sich davor und mimt den Pianisten. Jack bezahlt ihn schließlich dafür.

Dieser zieht erstmal einen seiner Colts und schießt in die Decke. Staub rieselt herab, aber Jack kann sich sowas erlauben. Die drei käuflichen Frauenkörper kleben an Jack und becircen ihn. Tom, Wan-Tan und Geoffrey spielen Poker und saufen Whisky, den Jack spendiert hat.

Die Stimmung ist gut. Als sich dann auch noch der Leichenbestatter Larry, der Henker Hank und der Kopfgeldjäger Kevin dazugesellen, wurde die Bude etwa halbvoll und wirkte nicht mehr gar so erbärmlich…

Aber dann kam Dynamit-Danny und hat den Laden in die Luft gejagt.

Echt Scheiße…

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