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Warum Miraculix meint, die Alternative für Deutschland sei keine Alternative

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Warum ich diesen Text teile

Miraculix ist ein langjähriger Leser meines Blogs – und auch ein engagierter. Er hat mir diesen Text mit der Bitte geschickt, ihn zu veröffentlichen. Und das tue ich sehr gern. Ich hätte manches anders formuliert, aber inhaltlich stehe ich voll dahinter. Deshalb kommt der Artikel hier genau so, wie er gedacht war: direkt, wütend, kantig – aber durchdacht. Danke dafür, Miraculix.

Warum ist die AfD so stark? – Ein Gastbeitrag von Miraculix

Das sind eindeutig Populisten – sie versprechen für jedes (vermeintliche) Problem eine einfache und bequeme Lösung!

Dass es die Menschen in Braunkohletagebau-Gebieten beunruhigt und ängstigt, wenn aus dem Tagebau ausgestiegen werden soll, ist klar. Wenn ganze Regionen abgehängt zu werden drohen, ist das absolut ein Grund zur Sorge! Also wurde der Klimawandel erst geleugnet – und jetzt, da das kaum noch ein vernünftiger Mensch kann, wird eben unser Einfluss auf ihn geleugnet.

Am leichtesten glauben wir das, was wir glauben wollen – bzw. was in unser Weltbild passt. Dass Alexander von Humboldt schon vor über 150 Jahren offen spekuliert hatte, ob der CO₂-Ausstoß unser Klima beeinflusst? Kann man locker ignorieren. Notfalls wird er eben posthum zum „grünlackierten Nazi“ erklärt.

Alice fordert, die „Windmühlen der Schande“ abzuschalten – eine Erklärung, woher der fehlende Strom dann kommen soll, bleibt sie schuldig. Vielleicht kann sie ja innerhalb weniger Tage ein paar neue AKW bauen – die zwar keiner vor der Tür haben will, aber auch da kann man ja auf wen anders verweisen. Am besten irgendwo im Ausland, wohin dann auch der radioaktive Müll verschoben wird.

Aber die gefühlte Dauerkrise verführt auch dazu, Extrempositionen – oder einfach Populisten – zu folgen. Leider hat die Geschichte bewiesen, dass in wirtschaftlich schlechteren Zeiten oft nach einer „starken Hand“ von rechts gerufen wird. Nur: Wer überredet sie dann wieder abzutreten, wenn man sie nicht mehr haben mag? Es gibt ja leider noch kein Altersheim für zurückgetretene Diktatoren.

Man selbst hat ja nichts zu verbergen – ergo stört es auch nicht, wenn die Überwachung im Namen der Sicherheit ausgebaut wird.

Unseren demokratischen Parteien – bzw. ihr Hang, an oberster Stelle ihre eigene Klientel zu bedienen – macht es den Populisten leicht. Sehr viele Spitzenpolitiker wechseln von der Politik in die Wirtschaft, wenn sie Mist gebaut haben oder einfach nicht wiedergewählt wurden. Mit den alten Kontakten lässt sich doch noch gutes Geld verdienen. Dazu kenne ich keine Statistik – aber viele Beispiele. Wahrscheinlich würden einige unserer (Ex-)Minister in der freien Wirtschaft für ihre „Fehlentscheidungen“ gnadenlos in Regress genommen – oder zumindest gefeuert. Siehe Autobahnmaut, Maskenkäufe, Impfstoffbeschaffung u.v.m.

Damit wird das Empfinden der Otto Normalos genährt, dass „die da oben“ eh am Volk vorbei regieren. Allerdings leisten Statements wie die ausdrückliche Frage nach den Vornamen der Leute, die an Silvester in Berlin mit Pyrotechnik Rettungskräfte angegriffen haben, ebenfalls ihren Teil dazu. Oder die Behauptung, „Asylanten“ bzw. „illegale Migranten“ würden uns die Zahnarzttermine wegschnappen. Oder dass 75 % der syrischen Geflüchteten nicht arbeiten. Oder: „Wir haben gar nicht genug Schilder, um ein Tempolimit auf deutschen Straßen einzuführen.“ Oder die Ernennung der Grünen zum „Feind Nr. 1“ aus CSU-Kreisen.

Ja, Terroranschläge sind schlimm und absolut nicht zu rechtfertigen – aber zumindest bei den zwei Irren von Magdeburg und Berlin gab es vorher Ermittlungen und viele Unzuständigkeiten. Gefährder. Das Thema NSU ist längst vergessen – außerdem waren die ja selbst schuld, sie hätten ja „in ihrem Herkunftsland bleiben können“.

Aber sicher: Wenn ein islamistischer Geisteskranker wieder ein Massaker anrichtet, lassen sich „gesetzesverschärfende“ Maßnahmen leichter durchdrücken. Das soll keine Anschuldigung sein, aber es wäre eine Option.

Ein weiterer Grund für die vielfach empfundene Unsicherheit ist die schiere Menge und Geschwindigkeit von Nachrichten, die im Minutentakt auf uns niederprasseln. Wer hat denn die Zeit, Energie oder den geistigen Background, um Meldungen eigenhändig zu prüfen – oder überhaupt verschiedene Medien zu konsumieren, um ein vielfältigeres Bild zu bekommen?

Warum Leute oft eher „unbekannten Quellen“ auf Telegram & Co. vertrauen als dem Öffentlich-Rechtlichen – ich kapier’s nicht. Natürlich ist jede Berichterstattung irgendwie gefärbt – aber trotz allem haben wir in Deutschland eine sehr freie Presse, auch im internationalen Vergleich.

Nur: Wie will man mit logischen Argumenten jemanden erreichen, der vielleicht an uralte Legenden glaubt – etwa, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht oder dass Bill Gates das nicht existente Corona-Virus erfunden hätte, um die Menschheit mit eigens entwickelten Impfstoffen zu dezimieren, unfruchtbar zu machen oder seine eigene Macht auszubauen?

Es läuft viel falsch – aber eine gezielte Weltverschwörung, vor der nur die AfD uns retten kann, ist Bullshit.

Migration ist so alt wie die Menschheit. Oder glaubt jemand, dass Nomaden sesshaft und ohne Kontakt zu anderen Gruppen waren? Kein halbwegs geistig gesunder Mensch kann unbegrenzte und unkontrollierte Migration fordern. Aber jeden Migranten sofort unter Generalverdacht zu stellen – er sei Islamist oder zumindest „Sozialschmarotzer“ – ist menschenverachtend.

Die Welt ist komplex. Egal, an welcher Stellschraube man dreht – es verändert sich immer auch etwas an anderer Stelle. Wenn Friedrich Merz die Bevölkerung auf Einschnitte im täglichen Leben einschwört, vergisst er, dass ihn das kaum betreffen wird: Als Privatjet-Eigentümer merkt er nicht, ob ein Liter Benzin einen Euro mehr kostet.

Ja, es wird Einschnitte geben. Und am schnellsten wird bei den Sozialausgaben gespart. Nur: Wie lange drücken sich Politiker schon um eine echte Gesundheits- oder Rentenreform? Oder darum, dass Mineralölkonzerne vielleicht doch ein Kartell bilden und ihnen das ständige Preisverändern wenigstens erschwert wird?

Eine Partei, die unpopuläre Maßnahmen fordert oder gar beschließt, begeht quasi politischen Selbstmord. Also werden meist nur Minimalkonsense gesucht. Beispiel: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurde die Forderung nach einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden laut – um Beiträge tragbar zu halten, Versicherbarkeit zu ermöglichen und im Schadensfall überhaupt etwas zahlen zu können. Und was passierte? Nichts.

Es ist so beschissen leicht, per Knopfdruck am Handy oder PC einen giftigen Kommentar rauszuhauen. Sich mit übelsten Beschimpfungen oder Drohungen abzureagieren – sauleicht!

Hinterfragt die Aussagen von Populisten – egal ob von rechts, links oder religiös. Sie alle haben ihr „Versprechen“ von universellen Problemlösungen gemeinsam. Denken statt nachplappern. Nicht sofort auf jede Schlagzeile mit einem Kommentar im Netz reagieren.

Unser Gedächtnis ist zu schwach: Wer erinnert sich noch an Wirecard, Cum-Ex, René Benko? Politiker haben sich gern mit ihnen gezeigt – bis die Machenschaften aufgedeckt wurden. Die Liste von politischem und juristischem Versagen lässt sich beliebig verlängern.

Natürlich kann man sich einzelne Punkte aus dem Gesamtbild rauspicken und daraus ein Weltbild basteln, das zur eigenen Sicht passt. So wie aus beliebigen Zahlenreihen irgendwelche Muster zu konstruieren. Aber das Leben ist keine Vorabendserie, in der die Guten und Bösen ihre Rollen nie verlassen.

Wer es beklatscht oder sich freut, wenn Politiker öffentlich diffamiert, bedroht – und oft sexuell bedroht – werden, kann nicht ganz klar im Kopf sein.

Ein krasses Beispiel ist Ricarda Lang und ihre Figur. Wen geht es etwas an, wie viel sie wiegt? Wer möchte selbst gern ins Visier von Fanatikern geraten? Wahrscheinlich hat jeder Mensch einen wunden Punkt, auf den man zielen könnte.

Nachweislich hat sich der Ton in den Parlamenten seit dem Einzug der AfD deutlich verschärft. Kann das in unserem Interesse sein?

Alexander Gauland sagte: „Wir werden sie jagen.“ Wie bitte? Sind Politiker keine Menschen, denen das Recht auf Unversehrtheit zusteht?

Wollen wir wirklich, dass Menschen ihren Job aufgeben, weil sie im Netz angegriffen werden?

Jeder sollte sich genau überlegen, wofür die AfD steht – und welches Umfeld sich da mit versammelt.

Wer protestieren will: Es gibt genug Spaßparteien, die eh keine Chancen auf relevante Sitze haben. Oder wählt Robin Hood – der steht zwar nicht auf dem Wahlzettel, aber dann ist die Stimme wenigstens ungültig, ohne noch Schaden anzurichten.

Miraculix

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