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Die Greifenreiterin, Kapitel 4

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Kapitel 4: Die Ankunft der Anwärter

In den nächsten beiden Tagen kam es zu keinen Zwischenfällen, jedoch hatte Elariel auf Xelia gehört und Tiran aus dem Gehege gelassen, damit er stets an ihrer Seite sein konnte. „Die restlichen Anwärter werden bald eintreffen“, verkündete Tiran. „Lass uns an Elariels Lichtung begeben.“ Sofort erkannte Xelia eine riesige Kutsche in der Luft, welche jedoch anstatt von Pferden von Greifen gezogen wurde. Zwei Greifenreiter saßen vorne, zwei Jungen und zwei Mädchen hinten. Dann kam noch eine zweite Kutsche in Sicht. Beide landeten gleichzeitig, und nachdem jeder ausgestiegen war, wurden die Greifen abgespannt und flogen glücklich an die Seite ihrer Greifenreiter. „Wir haben uns hier versammelt, um die diesjährigen acht Greifenreiteranwärter zu begrüßen!“, rief Elariel, und Xelia stellte sich in die Reihe zu den anderen Anwärtern. Tiran blieb zurück, denn es musste nicht sofort jeder wissen, dass Xelia bereits ausgewählt wurde. „Wir werden nun alle schweigend den Weg zur Greifenlichtung gehen, wo die Greifen auf euch warten. Werdet ihr ausgewählt, müsst ihr sofort einen Greifenflug absolvieren. Doch nehmt euch in Acht. Wer von den Greifen als unwürdig eingestuft wird, wird sofort getötet, und es besteht auch die Möglichkeit, vom Rücken des Greifen zu fallen. Also überlegt euch gut, ob ihr es versuchen wollt. Ihr habt noch die Chance, als Diener eingestellt zu werden.“ Xelias Herz begann laut zu klopfen. Obwohl sie wusste, dass sie auf Tiran keine Probleme hatte, sich auf dessen Rücken zu halten, wollte sie nicht mit ansehen müssen, wie ein anderer Anwärter fiel. Ein junger Mann meldete sich. „Ich möchte ein Diener sein“, sagte er mit zittriger Stimme. „Dann soll es so sein“, verkündete Elariel. „Du wirst für viele Aufgaben herangezogen werden, die in unserer Gilde wichtig sind.“ Er nickte, und eine Dienerin nahm ihn mit. Ein Mädchen ließ sich auch zur Dienerin machen, aber sonst blieben alle Anwärter bei ihrem Vorhaben, Greifenreiter zu werden. Es waren mit Xelia also noch sechs. „Folgt mir nun“, ertönte die Stimme der Elfe, und sie machten sich schweigend auf den Weg. Zuerst war der Weg noch flach, bis plötzlich ein riesiger Baum das Fortkommen behinderte. „Ich hoffe, ihr könnt alle klettern.“ Xelia wurde ganz anders, wenn sie den Baum betrachtete. Im Klettern war sie noch nie gut gewesen. „Du schaffst das“, hörte sie Tirans Gedankenstimme. Er gab ihr Anweisungen, und langsam aber sicher kletterte sie den Stamm bis zu einer Plattform hinauf. Ihre Hände zitterten zwar ein wenig, doch das machte nichts. Sie sah hoch zu den Greifen, welche sich in luftiger Höhe befanden, um auszuwählen. Tiran kam sofort an Xelias Seite, und sie stieg auf dessen Rücken. Er flog jedoch noch nicht los, da sie warten mussten, bis alle Anwärter gewählt oder getötet wurden. Xelia schnappte nach Luft, als sich ein Greif auf ein anderes Mädchen stürzte und sie mit seinem kräftigen Schnabel packte. Dann hörte man ein ekelerregendes Knacken, als er sie von der Plattform warf. Fassungslos blickte Xelia den Greifen an, welcher sofort davonflog. „Es musste sein, denn es ist Tradition, die Unwürdigen sofort auszusortieren. Es ist besser, sie sterben kurz und schmerzlos, als sie fallen vom Rücken ihres Greifen.“ Tirans Worte machten Xelia traurig, obwohl sie zugeben musste, dass er Recht hatte. Neben ihr wurde ein Mädchen auserwählt und stieg gerade auf den Rücken ihres Greifen. Auch alle anderen Anwärter wurden auserwählt. „Lasst uns nun sehen, wer sich am Rücken eines Greifen halten kann!“ Als Elariels Stimme ertönte, flog Tiran sofort los und begann, einige komplizierte Manöver zu vollführen. Xelias Herz setzte einen Schlag aus, als sie für einen Moment kopfüber auf Tirans Rücken hing. Sofort wurde sie wieder gedreht, doch dann begann Tiran, nach links und rechts zu wackeln. Für einen Moment rutschte sie bedenklich auf seinem Rücken, doch sie hatte sich schnell daran gewöhnt. Neben ihr ertönte ein Schrei, und Xelia sah, wie ein Junge vom Rücken seines Greifen fiel. Er ruderte mit den Armen, doch er fand keinen Halt. „Rette ihn!“, schrie sie ihrem Greifen zu, doch Tiran schüttelte seinen Kopf. „Das darf ich nicht tun, es verstößt gegen die Regeln.“ Wut breitete sich in Xelia aus, und sie wollte und konnte diesen Jungen nicht einfach sterben lassen. Ein Kribbeln setzte in ihrem Körper ein. „Mach das nicht! Wenn du ihnen deine Fähigkeit zeigst, werden sie dich dafür beneiden und hassen!“ Doch Xelia gehorchte nicht. Sie wurde zum Greifen, ließ sich von Tirans Rücken fallen und eilte mit schnellen Flügelschlägen zu dem Jungen. Mit ihren Klauen schaffte sie es, ihn aufzufangen. Der Greif, welcher den Jungen auserwählt hatte, sah sie vorwurfsvoll an. „Was sollte das? Ich werde ihn nicht wieder auserwählen, denn er ist schwach!“ Xelia ließ sich davon nicht beirren und landete zusammen mit dem Jungen. Dann verwandelte sie sich wieder zurück und begegnete Elariels Blick. „Es ehrt dich, dass du Menschen retten möchtest, doch das ist eigentlich bei uns nicht vorgesehen.“ „Ich möchte diesen Jungen auserwählen“, erklärte Xelia, und Elariel runzelte die Stirn. „Nun, da du jetzt zumindest auch eine Greifenwandlerin bist, ist dagegen nichts einzuwenden“, erklärte sie, und der Junge lächelte. „Wie heißt du?“, fragte Xelia. „Tamiro“, antwortete der Junge. „Du bist mutiger, als ich dachte“, sagte Tiran. „Aber ich spüre nun auch die Kraft, welche in Tamiro steckt.“ Xelia freute sich, dass ihr Greif ihre Meinung teilte. Sie hatte den Jungen gerettet, weil sie in ihm eine seltsame Kraft spürte, welche sie miteinander verband. Sie wusste jedoch noch nicht, welche Kraft es war. „Dieses Jahr haben wir fünf Anwärter!“, rief Elariel. „Ich werde nun zuteilen, wer mit wem in eine Hütte ziehen wird.“ Sie sah jeden nacheinander an. „Xelia und Amilia, ihr nehmt die Hütte 1. Asmira, du wirst eine Hütte alleine beziehen müssen, da ich Mädchen und Jungen getrennt voneinander leben lasse. Tamiro und Mirko, ihr werdet euch Hütte 3 teilen. Tamiros Augen wurden angsterfüllt, und er wollte sich am liebsten noch kleiner machen, als er schon war. Mirko war ein großer, kräftiger junger Mann, während Tamiro der Kleinste war. Mitgefühl stieg in Xelia auf, und sie wusste, dass sie ihn in nächster Zeit in ihre Fittiche nehmen musste. „Am besten, ihr ruht euch nun alle aus. Der morgige Tag wird noch viele Herausforderungen bereithalten!“

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